EM-Qualifikation Armbrust 10m: ein "Kolbenfresser" auf der ganzen Linie

Veröffentlicht auf von Joachim Vogl

Am gestrigen Samstag habe ich erstmals einen Wettkampf abgebrochen... 

Freitag, 26.06.09: Alleine die über 7-stündige Autofahrt von Wörthsee nach Inden/Altdorf zur EM-Qualifikation Armbrust 10m war eine Tortur – permanente Staus und unzählige Baustellen verhinderten ein zügiges Vorankommen. Spät abends doch noch im Geuenicher Hof angekommen, dann der nächste Patzer: Obwohl ich bei der telefonischen Zimmerreservierung am 02.06. ein Zimmer mit Internetanschluss bestellt hatte, bekam ich ein Appartement ohne Web-Zugang. Viel schlimmer war, dass sich dieses Appartement über dem Hoteleingang und direkt unterm Dach befand und zudem keine Klimaanlage hatte. In der "Bude" war es die ganze Nacht über gefühlte 50 °C warm, weswegen ich auch die Balkontür offen ließ. Morgens um viertel nach drei wurde ich dann von einer Gruppe Jugendlicher geweckt, die vor dem Hoteleingang Party machten... 

Samstag, 27.06.09: Obwohl es ab 7.oo Uhr Frühstück geben sollte, gab es selbiges erst kurz vor halb acht. Trotzdem kein Problem, dachte ich, denn Start des 1. Durchgangs ist für 9.oo Uhr angesetzt. Unmittelbar vor Start des ersten von insgesamt drei 60-Schuss-Programmen stelle ich fest, dass der mir zugewiesene Stand (14) defekt war und erst noch instandgesetzt werden musste. Mit Wettkampfbeginn versuchte ich alles bisher erlebte zu verdrängen und einfach von vorne zu beginnen. So erzielte ich 584 Ringe (96/99/96/99/97/97). Ich war entsetzt über meine Leistung, aber ich konnte mir keine Vorwürfe machen – die Vorbereitung war gut und ich kämpfte um jeden einzelnen Schuss. Mit einem Schnitt von 97 Ringe belegte ich nach dem ersten Durchgang Rang 6 von neun Teilnehmen in der Schützenklasse. Noch ist nichts verloren!  

13.3o Uhr: Unmittelbar vor dem 2. Durchgang stellte ich erneut fest, dass der mir zugewiesene Stand (2) defekt war – der Schlitten fuhr zwar bis zum Kugelfang vor, prallte dann aber daran ab und hüpfte immer ein kleines Stückchen zurück. Da ich auf einem solchen Stand schon schlechte Erfahrungen gemacht habe, wich ich auf einen Nebenstand aus. Jetzt startete ich nach dem Motto: "Angriff ist die beste Verteidigung!" Aber auch das führte zu keinem vernünftigen Resultat: Nach 97, 97, 99 und 96 Ringe brach für mich eine Welt zusammen. Schon oft war ich in einer vergleichbaren, schier aussichtslosen Position, aus der ich mich dann mit einem oder mehreren Not-100ern retten konnte. Diesmal sollte es noch schlimmer kommen: Ich beendete den 2. Durchgang mit 93 und 98 Ringe. Fatal, denn viele der geschossenen Neuner kamen mir während des Wettkampfs überhaupt nicht wie schlechte Schüsse vor, selbst bei dem Achter in der vorletzten Serie hatte ich das Gefühl, gut abgekommen zu sein... So belegte ich mit nur 580 Ringe den siebten Platz in der Gesamtwertung. 13 Ringe Unterschied zum Tabellenführenden sind nicht mehr einzuholen. 

Lange im Vorfeld hatte ich mit Georg Klemm vereinbart, meiner 10-Meter-Armbrust nach der EM-Ausscheidung eine neue Kunststoffsehne zu verpassen, da die, mit der ich schon seit Jahren schieße, arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nachdem ich jetzt nichts mehr zu verlieren hatte, bat ich Georg, den Wechsel gleich vorzunehmen. Dabei stellte er fest, dass die Kolben, mit denen die Sehne in dem Karbonbogen verankert sind, ohne Schmierung auskommen mussten, was mit großer Wahrscheinlichkeit dazu geführt hat, dass der Bolzen bei der Schussabgabe nicht mehr von beiden Seiten des Sehne gleichmäßig nach vorne katapultiert wurde. Dies wiederum beeinflusst die Flugbahn des Bolzens in der Form, dass vermeintlich gute Schüsse ihr Ziel (die Zehn) verfehlen...

Zu einem schlechteren Zeitpunkt kann man sich einen "Waffendefekt" kaum vorstellen! 

In dieser Situation stellte ich mir die Frage, ob eine weitere Teilnahme an der EM-Qualifikation überhaupt noch sinnvoll ist? Da der Abstand zu den Tabellenführenden so groß war, traf ich in Abstimmung mit unserem Bundesreferenten erstmals die Entscheidung, einen Wettkampf abzubrechen – auch auf die Gefahr hin, dass mir der eine oder anderen Sportler diese Entscheidung als "unsportlich" auslegt. Aber hey, das ist nicht mein Naturell, einfach (!) aufzugeben. Aber ich bin Realist genug, um zu wissen, wann Schluss ist!

So verließ ich die EM-Qualifikation, die für mich eine klare Ausscheidung war, vor dem letzten Durchgang und machte mich auf den rund 650 km langen Rückweg... 

Insgesamt gesehen: ein "Kolbenfresser" auf der ganzen Linie

Ganz aktuell: Für die EM Armbrust 10m in Thaon-les-Vosges (Frankreich) Ende September haben sich Jürgen Wallowsky, Oliver Maier und Peter Neumann qualifiziert. Herzlichen Glückwunsch dazu! 

Alle Ergebnisse zur EM-Qualifikation Armbrust 10m sind hier zu finden.  

 

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