Exklusives Interview mit Frank Dobler zur Disqualifikation bei der DM 2011 Luftgewehr
Frank, Du bist einer der erfolgreichsten und erfahrensten Sportschützen unseres Landes. Warum wurdest Du bei der Deutschen Meisterschaft mit dem Luftgewehr 2011 disqualifiziert?
Nachdem ich nach dem Wettkampf – wieder einmal – zur Nachkontrolle "ausgelost" wurde, hat mich ein Kampfrichter wegen dem "unsportlichen Einsatz eines nicht genehmigten Ausrüstungsgegenstandes" disqualifiziert.
Was war passiert?
Meine Augenblende, eine halbe, alte Luftgewehr-Einzelscheibe, für das nichtzielende Auge war ein paar Millimeter zu breit. Und der Kontrolleur war richtig gut vorbereitet, ja sogar in der Lage, mir mittels selbstgebastelter Schablone meinen Regelverstoß direkt vor Augen zu führen. Aber der vermeintliche Versuch, mir durch die zu breite Blende einen Vorteil zu verschaffen, hat nicht viel geholfen, denn die von mir erzielten 587 Ringe haben bei der Deutschen Meisterschaft nur statistischen Charakter. Eine Final- oder gar Medaillenchance hätte ich damit so oder so nicht gehabt. Der Kontrolleur, der anschließend meine Bekleidung nachkontrolliert hat, war jedenfalls richtig nett.
Frank Dobler wurde bei der Deutschen Meisterschaft 2011 erstmals in seiner Karriere
als Sportschütze disqualifiziert. Und das wegen einer Blende für das
nichtzielende Auge, die ein paar Millimeter zu breit war.
Foto: Heike Dobler
Was bedeutet die Disqualifikation für Dich und für unseren Sport?
Ich halte die Aktion für überzogen, da fachkundige Schützen wissen, dass die Blende nicht über Sieg oder Niederlage entscheidet. Ich hätte mir gewünscht, dass der Kampfrichter mit entsprechendem Augenmaß agiert: Eine Verwarnung und Aufklärung hätte ich genutzt, mir direkt nach dem Wettkampf eine regelkonforme Blende zu organisieren. Wahrscheinlich hätte ich dem Kampfrichter dann auch noch ein Getränk für den freundlichen Tipp spendiert.
Selbst im Nachhinein halte ich die Abdeckung des nichtzielenden Auges mit einer geringfügig zu großen Blende für bedeutungslos. Deshalb habe ich mich in diesem Punkt auch nie mit dem Regelwerk auseinandergesetzt.
Aber eine regelkonforme Schießjacke und -hose zu nutzen, hat oberste Priorität. Missbrauch und der Versuch, sich hier Vorteile, zum Beispiel durch Verstärkungen in der Jacke, zu verschaffen, hat doch eine ganz andere unsportliche Qualität und ist deshalb auch entsprechend zu sanktionieren.
Für unseren Sport und die nächste Generation von Schützen habe ich doch die Hoffnung, dass Kampfrichter trotz des Regelwerks mit gesundem Menschenverstand vorgehen.
Welche Konsequenzen ziehst Du aus dem Vorfall?
Ich wurde noch nie disqualifiziert und dass dies wegen eines Stückchen regelwidrigen Papiers passieren könnte, hielt ich für unmöglich. Da ich den Schießsport mittlerweile nur noch zum Spaß betreibe, werde ich mir ernsthaft überlegen, ob ich in den nächsten Jahren überhaupt noch an der Deutschen Meisterschaft in München teilnehme. Denn der Spaß bleibt bei solchen Vorfällen auf der Strecke. Und ärgern kann ich mich auch woanders.